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07.09.2018, 16:09 Uhr | Susanne Reichert
Kommentar zum Artikel "Anwohner von neuer Flüchtlingsunterkunft fürchten Kriminalität" vom 06.09.2018
 

Natürlich haben die Bürgerinnen und Bürger bei der Informationsveranstaltung zu der geplanten Flüchtlingsunterkunft auf der Grünfläche vor dem Wohnkomplex Wiener Straße 130 – 136 ihren Sorgen und Bedenken Ausdruck verliehen. Der Artikel hierzu in der Frankfurter Rundschau vom 06.09.2018 wird jedoch weder diesen Sorgen und Bedenken, noch der vorherrschenden Atmosphäre des Abends und der Einstellung der Menschen in unserem Stadtteil gerecht.

 

Roland Limberg, Kinderbeauftragter in Oberrad und Mitglied des Vorstandes der CDU Oberrad sowie Christian Becker, Stadtverordneter und Ortsvorsteher des Ortsbeirats 5 haben dazu Stellung genommen:


 

Christian Becker & Roland Limberg
 

Ein Kommentar von Roland Limberg:

 

Völlig überzogen und sachlich wenig fundiert stellten die Frankfurter Rundschau und ihr Autor Manuel Schubert die Informationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in Oberrad dar. Dass bei einer solch gearteten Berichterstattung die Öffentlichkeit die Objektivität einer Zeitung in Frage stellt, darf niemanden verwundern.

Alleine schon der Titel des Artikels klingt sehr negativ emotionsgeladen. Auch die Anmerkungen über Gejohle und die Darstellung der Nachfragen, sowie das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger ist nur negativ einseitig dargestellt worden, ohne sachlich und objektiv die Hintergründe zu beleuchten.

Sicherlich gab es auch lautstarke Anmerkungen. Aber was erwartet man, wenn den anwesenden Bürgern seitens des Sozialdezernats erklärt wird “dies ist kein demokratischer Prozess, sondern ein Beschluss und eine Beteiligung Ihrerseits ist nicht vorgesehen"? Das hört sich an wie: Hund, friss oder stirb. Solche Aussagen rufen - egal zu welchem Thema - verständlicherweise Widerstand hervor und die Bürgerinnen und Bürger fühlen sich übergangen.

Sicherlich wurden an diesem Abend Sicherheitsbedenken geäußert. Teilweise vor dem Hintergrund aktueller Geschehnisse, aber auch der Lage der geplanten Unterkunft geschuldet. Genau gegenüber befindet sich eine Reha-Einrichtung für psychisch belastete Menschen, daneben eine Seniorenwohnanlage und der Bereich der Wienerstraße sowie der angrenzenden Offenbacher Landstraße kann durchaus als soziales Spannungsfeld betrachtet werden. Auf Anfragen und Hinweise zu diesen Gegebenheiten wurde seitens der AGB, aber auch seitens des Dezernats nicht eingegangen. Auch das die AGB in ihrer Planung einen Spielplatz vergessen hatte, war seitens ein großes Thema. Der Hinweis auf umliegende Spielplätze war dann aufgrund der dortigen Verhältnisse geradezu lächerlich. Es ist schade, dass in der FR über diese Sachverhalte nichts geschrieben wurde.

Bei der momentanen Frankfurter Wohnungsnot war der Ruf nach sozialem Wohnungsbau und dessen Bereitstellung auch für Frankfurter geradezu verständlich. Dass der ein oder andere Kommentar etwas über das Ziel hinaus schoss, liegt in der Natur der Sache, war aber nicht mehrheitsbildend. Fakt ist aber, hier werden Wohnungen gebaut, die nicht vermietet werden, sondern als Durchgangsunterkunft genutzt werden. Nehmen wir als Beispiel die großen Wohnungen mit einer Belegung von 9 Personen. Die Abrechnung basiert auf der Anzahl der dort zugewiesenen Personen. In diesem Falle 140 Bewohner und das mal mindestens 400€ pro Monat; macht 64000€ für die AGB im Monat. Bei Rund 800.000€ Miteinahmen im Jahr und angegebenen Gestehungskosten von 6.5 Millionen, amortisiert sich dieser Bau für die AGB sehr schnell. Dass dazu Fragen und ein gewisser Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern aufkommt, ist verständlich. Aber auch hierzu keine Einlassung der FR.

Das verzerrte Bild, welches in der FR dargestellt wurde, rief natürlich in den Kommentarforen der Zeitung Einlassungen aus der untersten Schublade hervor. Vergleiche mit Chemnitz, oder Oberrad sollte ausgebürgert werden, waren nur zwei der hirnlosen Kommentierungen.

Liebe Frankfurter Rundschau, die Darstellung und die Folgen werden Oberrad und den Menschen in unserem Stadtteil nicht gerecht. In vielen Vereinen, in den Kindergärten und auch in der Schule wird in Oberrad Integration gelebt. Auch Kirchenasyl ist für Oberrad und die Bürgerinnen und Bürger kein unbekanntes Thema.

Wenn sich die Bevölkerung übergangen fühlt und sich auch zu gesellschaftlich angespannten Themen kritisch äußert, auch mal etwas lauter, um Gehör zu bekommen, ist das noch lange kein Grund für eine tendenzielle Berichterstattung, die an der Realität vorbeigeht. Ich persönlich würde mir eine Richtigstellung der FR wünschen.

 

 

Ein Kommentar von Christian Becker:

 

Dem Artikel der FR, der die Stimmung des Abends der Informationsveranstaltung wiedergeben soll, muss ich vehement widersprechen. Der Artikel gibt nicht die Stimmung des Abends wieder, er gibt nicht die Intention der Besucherinnen und Besucher wieder und beschreibt weder die Sorgen noch die Nöte der Bevölkerung, sondern macht sich in einer abgehobenen Art und Weise über die Bürgerinnen und Bürger, die anwesend waren, lustig.

Die Berichterstattung der FR lässt hier jegliches Fingerspitzengefühl im Umgang mit diesem Thema vermissen und gießt noch Öl ins Feuer. Mit solchen Artikeln, mit solch perfidem Journalismus treibt man die Gesellschaft auseinander. Die Politik ist an einem gemeinsamen Miteinander interessiert, an einer versöhnlichen Kommunikation für unseren Stadtteil und für die Menschen, die in diese Unterkunft einziehen werden. Seitens des Ortsbeirates suchen wir aktiv das Gespräch mit den Menschen in unserem Stadtteil und bemühen uns stets, die Interessen der Bevölkerung im Rahmen unserer Möglichkeiten zu vertreten. In einem gemeinsamen Miteinander lassen sich Lösungen finden und wir agieren mit größtmöglicher Transparenz, um offen zu dokumentieren, welche Maßnahmen möglich sind und wann auch unser Gremium an seine Grenzen kommt. Mit einer solchen Berichterstattung lässt die FR nicht erkennen, dass sie am Zusammenbringen der Gesellschaft interessiert ist und diese trägt auch in keiner Weise dazu bei.